Die psychoanalytische Methode


Das Feld der Psychoanalyse ist das Unbewusste, genauer: die Erforschung der Schicksale von unbewussten Triebregungen, von Ursprüngen und späteren Ausgestaltungen des sexuellen, erotischen Begehrens. Die psychoanalytische Behandlung zielt nicht primär auf bloße Rückführung aktueller Symptome, Konflikte etc. auf belastende, beschämende Kindheitserlebnisse. Vielmehr geht es um ein komplexes, körperlich und seelisch bedeutsames Beziehungsgeschehen zwischen Analytiker_in und Analysand_in, das sich allmählich entwickelt (vgl. Arbeitskreis für Psychoanalyse | Sektion Graz).

 

Psychoanalysis: "A door to hope" - Short Film by Gonzalo Arenas Norton

 

Von der Ein-Personen-Psychologie zur intersubjektiven Wende

 

Das Erbe Sigmund Freuds umfasst einen Corpus von grundlegenden Konzepten, welche die psychische Tiefendimension des menschlichen Seelenlebens zu erklären versuchen. In ihrem Zentrum steht das Konzept des Unbewussten, das den Kern der Psychoanalyse bildet.

 

Freud hat das Konzept des Unbewussten auf verschiedene Bereiche angewandt:

Die Funktionen der gesunden Seele

Die Psychopathologie, d. h. auf seelische Erkrankungen

Die Psychotherapie, d. h. die Behandlung seelischer Erkrankungen durch Aufklärung der verborgenen Krankheitsprozesse in Gesprächen, und

Die Sozial- und Kulturtheorie

 

Das von Freud in verschiedenen Stufen entwickelte Werk stellt dabei kein in sich völlig geschlossenes und widerspruchsfreies Gesamtsystem dar.

 

Die Psychoanalyse nach Freud erfuhr eine zunehmende Vervielfältigung ihrer Konzepte, Methoden und Therapieverfahren. Freuds leitende Konzepte, vor allem die Triebtheorie, vermochten die zunehmende Breite von klinischen Erfahrungen nicht mehr ausreichend abzudecken. Insbesondere bei frühen und schweren Pathologien wurde das Gebäude psychoanalytischer Theorie brüchig.

 

Ab etwa 1950 vollzog sich der Wandel vom intrapsychischen zum objektbeziehungstheoretischen Paradigma beziehungsweise von der Ein- zur „Zwei-Personen-Psychologie“ (Balint). Diese Wende war mit der Erkenntnis verbunden, dass der Mensch neben Triebwünschen auch durch Beziehungswünsche charakterisiert ist: Wünsche nach Bezogenheit, Sicherheit, Anerkennung.

 

Seit den 1970er-Jahren stellen völlig neue Denkmodelle wie die sogenannten intersubjektiven Ansätze Freuds Metapsychologie immer stärker in Frage. Sie verstehen Intersubjektivität, d. h. die zwischenmenschliche Beziehung und Bezogenheit als die Matrix der individuellen Psyche: Das Selbsterleben formt sich erst in der Beziehung aus.

 

"Ursprünglich erschloss sie [die Psychoanalyse] die Konflikte inzestuöser Übertragungsphantasien und die Folgen sexueller Traumatisierung. Heute macht sie die Analytikerin und den Analytiker zu Teilhabern an unbegreiflichen und unbegriffenen Beziehungserfahrungen und Bindungszerstörungen. Diese Teilhabe, ihre Reflexion und Metabolisierung ist der Auftrag an die Psychoanalyse im 21. Jahrhundert" (Ermann 2010)

 

Quelle: Ermann, Michael (2010). Psychoanalyse heute. Entwicklungen seit 1975 und aktuelle Bilanz. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer

 

 

Mehr Informationen zur psychoanalytischen Behandlung und Ausbildung finden Sie auf der Website des APLG – Arbeitskreis für Psychoanalyse Linz-Graz | Sektion Graz: http://www.psychoanalyse-graz.at/